Peter Becker über Gewinner, Verlierer und die Zukunft des Immobilienmarktes
Zurück zur Normalität
Irgendwann musste es passieren: Der längste Immobilienboom in der Geschichte der Bundesrepublik ist beendet. 13 Jahre lang kannten Preise für Wohnimmobilien nur eine Richtung: nach oben – und dabei haben sich Kaufpreise vielerorts sogar verdoppelt.
Die hohe Nachfrage sorgte für alljährliche Rekordumsätze und das Ganze wurde durch die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusätzlich befeuert. Selbst der Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 konnte den Trend nicht stoppen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Immobilienpreise sind prozentual bis kürzlich zweistellig gestiegen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat nunmehr konkrete Zahlen vorgelegt und prognostiziert Preiskorrekturen für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen von bis zu minus 10 %. Vom Platzen einer Blase kann aber keine Rede sein, davon sind wir fest überzeugt, zumindest nicht im Saarland und auch nicht in vielen anderen mittelstandsgeprägten Regionen Deutschlands.

Gewinner und Verlierer
Bei rückgängigen Preisen gibt es stets Gewinner und Verlierer. Die Gewinner sind in diesem Fall die Kaufinteressenten. Es ist nun die Aufgabe der Politik, und in Folge der Finanzierer, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Erwerb von Wohneigentum möglich machen. Eine staatliche Förderung, besonders für selbstgenutztes Wohneigentum junger Familien, wäre sicher ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Bei den gestiegenen Zinsen der letzten Monate gewinnt der Bausparvertrag als Zinssicherungselement wieder an Bedeutung. Es ist Bau- und Kaufwilligen zu empfehlen, einen solchen Vertrag in die Finanzierung einzuplanen.
Eine neue Situation
Die Trendwende am Immobilienmarkt hat aber nicht nur Auswirkungen bei den Kauf- und Bauwilligen. Die meisten Marktteilnehmer befinden sich nun in einer neuen Situation, die sie so seit vielen Jahren nicht kannten. Das Risiko der gewerblichen Bauträger, Bauunternehmer und Projektenwickler ist um ein Vielfaches gestiegen. Entscheidungen über den Kauf von Baugrundstücken werden zukünftig nicht mehr als Ad hoc-Entscheidungen zu oftmals überzogenen Preisen getroffen. Anforderungen an Energieeffizienz, Brand- und Schallschutz, altersgerechte Wohnformen und adäquaten Wohnraum mit hohem Nutzwert gewinnen weiter an Bedeutung. Zusätzlich herrscht ein derzeit schwer kalkulierbares Risiko was die Baukosten, Verfügbarkeit von Rohstoffen oder qualifizierten handwerklichen Leistungen angeht. Zwar schwächt sich die Situation derzeit wieder etwas ab, aber die Kreditvergabe der Banken an die Baupartner wird in dem Zusammenhang restriktiver als die Jahre zuvor. Summa summarum: Das Geschäft wird professioneller, ganz so, wie es die Kaufinteressenten erwarten dürfen. Einige werden mit den neuen Gegebenheiten nicht Schritt halten können und ihre Bauaktivitäten einstellen. Aber auch das ist eine normale Folge, wenn sich Märkte und Anforderungen an die Marktteilnehmer verändern.
Wenn Sie nun nach negativen Prognosen und dunkelschwarzen Prophezeiungen suchen, werden Sie diese hier nicht finden. Die Rückkehr zu der früher üblichen Normalität bringt auch Vorteile und denen begegnen wir mit dem nötigen Optimismus.
Ihr Peter Becker
In unserer LBS-Broschüre „Markt für Wohnimmobilien“ beschäftigen sich LBS und Sparkassen explizit mit der Entwicklung der Preise für Häuser, Grundstücke und Wohnungen im jeweils laufenden Jahr. Die aktuelle Broschüre liegt seit kurzem vor und bestätigt, dass weiterhin mit Preissteigerungen zu rechnen ist.