Quo vadis Immobilienmarkt? Peter Becker über das aktuelle Geschehen und mögliche kommende Entwicklungen
Zurück zur Normalität
Das statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlichte erst kürzlich die Zahlen des zweiten Quartals 2023 und stellte fest, dass die Preise für Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 9,9 % gesunken sind. Die Rückgänge wurden sowohl in ländlichen Regionen, als auch in den Städten festgestellt. Eigentumswohnungen auf dem Lande sind aktuell 7 % günstiger als noch vor einem Jahr. Ein- und Zweifamilienhäuser rund 8 %. Bei der Ermittlung der aktuellen Preise wird unseres Erachtens zu wenig betont, dass wir von sehr hohen Werten der Vorjahre ausgehen. Von einer Entwertung der Immobilien, wie kürzlich in den Medien wiedergegeben, kann überhaupt keine Rede sein. Das statistische Bundesamt stellt gleichzeitig fest, dass der Preisverfall allmählich gebremst wird. Da diese Auswertungen auf tatsächlichen Kauffällen beruhen und nicht auf Angebotspreisen, genießen sie hohen Wahrheitsgehalt.
Vorsichtiges Handeln
Nach vielen Jahren des Immobilienbooms folgen aktuell Zeiten vorsichtigen Handelns. Eine Krise folgt der nächsten: Energie, Klima, Krieg, Inflation, Zinsen, Baumaterial- und Fachkräftemangel usw. Wer da glaubt, die Menschen wären in ungebremster Kauflaune, der dürfte sich im typischen Verhalten von Menschen sehr täuschen. Das Problem für die Bau- und Immobilienbranche ist nunmehr von der Politik erkannt. Der Baugipfel im Kanzleramt hat ein Maßnahmenpaket mit insgesamt 14 Punkten zusammengestellt. Sämtliche Maßnahmen hier zu kommentieren, ist nicht möglich, aber den ein oder anderen Punkt möchte ich doch kurz ansprechen.
Maßnahmen der Politik
Die Einführung einer degressiven Abschreibung für neu errichtete Wohngebäude fördert sicherlich die Investitionsbereitschaft von Kapitalanlegern, die auf diesem Wege den Bau von dringend benötigen Wohnraum unterstützen und dabei selbst Steuervorteile genießen. Besonders begrüßt wurde in der gesamten Branche die Aussetzung des verbindlichen Neubaustandards EH 40. Die Erreichung dieses Standards hätte zur weiteren Erhöhung der Baukosten geführt, was zum jetzigen Zeitpunkt ein Knockout für den gesamten Wohnungsneubau bedeutet hätte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Erhöhung der Einkommensgrenzen für das KfW-Neubauprogramm für Familien. Dadurch können ganz sicher mehr bauwillige Familien das Programm in Anspruch nehmen.
Die Bundesregierung hat ferner vorgeschlagen, den Ländern bis 2027 insgesamt 18,15 Milliarden € für den geförderten Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Es ist daher zu begrüßen, dass das saarländische Innenministerium derzeit die Voraussetzungen für ein Wohnraumförderungsgesetz ausarbeitet. Spannend wird sicherlich, wie die Erwerbsnebenkosten für Selbstnutzer gesenkt werden. Gemeint ist damit primär die Senkung der Grunderwerbsteuer. Da diese eine Ländersteuer darstellt, ist durchaus mit angeregten Verhandlungen unter den 16 Bundesländern zu rechnen. Ebenfalls darf man gespannt sein, wie sich die lobenswerte Absicht entwickelt, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
Was nun?
Die Bearbeitungszeiten, auch kleinerer Baumaßnahmen, müssen deutlich schneller werden, denn Zeit ist bekanntlich auch Geld.
Zusammengefasst lassen die Inhalte des Maßnahmenpaketes uns durchaus optimistisch in die Zukunft schauen. Die Regierung muss nun umgehend für die Umsetzung sorgen, damit endlich wieder Planungssicherheit herrscht.
Ihr Peter Becker
LBS Vertriebsdirektor Immobilien
Immobilienökonom (ebs)