Was passiert mit meiner Immobilie, wenn ich zum Pflegefall werde?
Diese Frage dürfte in Zukunft eine noch größere Bedeutung erlangen, da die Menschen in Deutschland immer älter werden und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen weiter ansteigt. Im Saarland verzeichnen wir rund 38.000 Pflegefälle. Was im Pflegefall auf die Betroffenen bzw. deren Familien finanziell zukommt, ist nicht unerheblich. Anika Gonsior und Peter Becker von der LBS Immobilien GmbH Saar erläutern die Hintergründe und geben hilfreiche Tipps zum Thema.
Herr Becker, Sie erleben häufiger den Fall, dass schuldenfreie Immobilieneigentümer zum Pflegefall werden und plötzlich ihre Immobilie auf dem Spiel steht, um die Pflegekosten abdecken zu können. Welche Folgen ergeben sich für Immobilienbesitzer in einem solchen Fall und welche Alternativen gibt es?
Werden die finanziellen Mittel für die Pflege knapp, prüft das Sozialamt, ob nicht auch Privatvermögen in Form von Immobilien herangezogen werden kann. Ist dies der Fall, so favorisieren Viele das Pflegeheim, in dem sie rundum betreut werden. Sie entscheiden sich dabei gegen die häusliche Pflege sowie den meist umfangreichen und teuren Umbau zur barrierefreien Wohnung. Ein Umbau sollte aber in jedem Fall geprüft werden, da dieser je nach Aufteilung der Immobilie durchaus sinnvoll sein kann. Der Verkauf der Immobilie lässt sich somit vermeiden – in der Regel verlassen gerade ältere Menschen ungern das geschätzte Eigenheim.
Gibt es Möglichkeiten, die Immobilie zu schützen und eine Anrechnung auf die vorhandenen finanziellen Mittel zu verhindern?
Es gibt die Option, das Haus im Vorfeld auf die Kinder zu übertragen. Dies schützt das Eigentum aber nicht in jedem Fall. Das Haus kann zurückgefordert werden, wenn der Zeitpunkt der Schenkung weniger als 10 Jahre zurückliegt.
Damit Pflegekosten nicht aus vorhandenem Vermögen getragen werden müssen, wird empfohlen, eine private Pflegeversicherung abzuschließen. Welche Leistungen beinhaltet eine solche Versicherung, Frau Gonsior?
Egal ob Immobilienbesitzer oder nicht, Pflege zu Hause oder im Pflegeheim – die Kosten einer langen und intensiven Pflege können durch eine private Pflegeversicherung abgedeckt werden. Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt jedoch nur einen Teil der ambulanten und stationären Kosten. Es gibt daher die Möglichkeit der FörderPflege – hier wird die staatliche Förderung genutzt, um sich zusätzlich für den Pflegefall abzusichern. Die Höhe der Leistung je nach Pflegegrad ist dabei abhängig vom Alter bei Vertragsabschluss (siehe Tabelle). Auch das Eintrittsalter ist maßgeblich für die Prämienhöhe. Sie bleibt über die gesamte Laufzeit festgeschrieben.
So viel kostet mich eine private Pflegeversicherung (beispielhaft): | |||
Alter bei Abschluss | FörderPflege* | PflegePremium | Insgesamt** |
35 Jahre | 10,40 € | 16,70 € | 27,10 € |
45 Jahre | 11,20 € | 29,88 € | 41,08 € |
55 Jahre | 20,00 € | 46,38 € | 66,38 € |
65 Jahre | 35,60 € | 68,64 € | 104,24 € |
* die staatliche Zulage von 5 €/Monat wurde bereits in der Prämienkalkulation berücksichtigt. ** beide Produkte in Kombination sichern eine Leistung i. H. v. 1500 € monatlich bei Pflegegrad 5 ab. |
Was muss ich beachten, wenn ich die Pflegeversicherung erst später abschließe und ich bereits ein gewisses Alter erreicht habe?
Um eine umfassende und optimale Absicherung zu gewährleisten, empfehlen wir die Kombination mit einem zusätzlichen privaten Pflegetarif. Seit der neuen Pflegereform zum 01.01.2017 werden nun auch körperliche, geistige und psychische Einschränkungen gleichermaßen berücksichtigt. Besonders Demenzkranke profitieren vom neuen Gesetz.
Jeder, egal welchen Alters, sollte sich bewusst sein, dass ein solcher Schicksalsschlag jederzeit eintreffen kann. Wir empfehlen daher, frühzeitig an die eigene Absicherung zu denken. Dadurch schützt man sich nicht nur selbst vor den emotionalen und finanziellen Belastungen eines Pflegefalls, sondern auch die Angehörigen.
Bei Fragen zum Thema Absicherung der Immobilie stehen Ihnen unsere Experten Peter Becker und Anika Gonsior gerne zur Verfügung.